Kiefergelenkdiagnostik

Etwa 70% der Deutschen haben Kopf-, Gesichts-, Nacken und Rückenschmerzen in mehr oder weniger starker Ausprägung schon einmal selbst erfahren. Jeder Betroffene weiß, welche Einschränkungen diese Schmerzen mit sich bringen. Besonders frustrierend ist es, wenn die Schmerzen über Jahre anhalten, weil ihre wahre Ursache nicht erkannt wird.

Dabei muss nicht immer eine organische Ursache oder akute Erkrankung für die Schmerzen verantwortlich sein. Klinische Untersuchungen ergaben, dass Funktionsstörungen des Kiefergelenks und des Kauorgans oftmals die Ursache für derartige Schmerzen sind. Dies ist nicht verwunderlich, wenn man berücksichtigt, dass der Kauapparat zu den sensibelsten Systemen des menschlichen Körpers zählt und die Kau- und Rückenmuskulatur eng miteinander „verdrahtet“ sind. Da ist es nicht verwunderlich, dass Funktionsstörungen des Kauapparates sogar zu Beschwerden im Rücken führen können. Berücksichtigt man weiterhin, dass die Zähne bei uneingeschränkter Funktionsfähigkeit in 24 Stunden nur ca. 30 Minuten direkten Kontakt zueinander haben und sich die Muskulatur in den restlichen 23,5 Stunden entspannen und erholen kann, ist leicht nachvollziehbar, dass eine Reduzierung dieser Muskelentspannungszeit durchaus weitreichende Folgen haben kann.

Wodurch entstehen Funktionsstörungen des Kiefergelenks?

Die klassische Ursache gibt es nicht, denn eine Funktionsstörung des Kiefergelenks kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören:

  • schlechtsitzender Zahnersatz wie Kronen, Brücken, Teil- oder Vollprothesen,
  • nicht korrigierte Zahnfehlstellungen,
  • Fehlstellungen der Kiefer zueinander (Fehlbiss),
  • fehlerhafte Füllungen,
  • usw.

Belastende Lebenssituationen können die Funktionsstörung zusätzlich verstärken, denn gerade psychischer Druck wird oftmals über die Zähne abgeleitet.

Wie macht sich eine Funktionsstörung bemerkbar?

Eine Funktionsstörung kann nicht nur die eingangs erwähnten Kopf-, Gesichts-, Nacken- und Rückenschmerzen, sondern außerdem folgende Symptome verursachen:

  • Ohrenschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • Zähneknirschen
  • Bewegungseinschränkungen im Bereich der Halswirbelsäule
  • Verstärkter Speichel- und Tränenfluss
  • Ohrgeräusche/Tinnitus
  • Sehstörungen/Schwindel
  • Konzentrationsstörungen
  • Übermüdung und Schlafstörungen
  • Befindlichkeitsstörungen/Antriebslosigkeit

Leiden Sie unter solchen Beschwerden und konnten keine organischen Ursachen festgestellt werden, sollten Sie eine Untersuchung des Kiefergelenks in Betracht ziehen.

Wie wird eine Funktionsstörung festgestellt?

Da oftmals eine Kombination aus mehreren Ursachen für die Funktionsstörung verantwortlich ist, gilt es zunächst einmal zu ermitteln, welche Faktoren die Funktionsstörung auslösen und in welchem Umfang jeder einzelne Faktor für die Funktionsstörung verantwortlich ist. Dazu wird im Rahmen einer klinischen Analyse zunächst das Zusammenwirken von Zähnen, Kiefer, Kiefergelenk und -muskulatur genau untersucht. Anschließend daran wird die instrumentelle Funktionsanalyse durchgeführt. Dabei werden u. a. die Kiefergelenke exakt vermessen sowie Abdrücke von Ober- und Unterkiefer genommen, auf deren Basis formgetreue Modelle des Kiefers erstellt werden. Mit dem sogenannten Axiograph lassen sich Gelenkpositionen und Bewegungsbahnen des Unterkiefers exakt analysieren. Die so ermittelten Messwerte werden dann in den sogenannten Artikulator übertragen. Mit Hilfe dieses „Kausimulators“ wird die Lage von Zähnen und Kiefer zueinander solange analysiert und verändert, bis die optimale Lage erreicht ist.

Die Ursachen wurden festgestellt – und nun?

Nachdem die Ursachen sowie deren Anteil an der Funktionsstörung ermittelt wurden, wird ein individueller Therapieplan erstellt. Ziel dieses Therapieplanes ist es, dem Patienten zu einer dauerhaften Beschwerdefreiheit zu verhelfen. Daher werden die zahnmedizinisch erforderlichen Maßnahmen auch erst nach Abschluss der diagnostischen Verfahren und Aufstellung des Therapieplanes umgesetzt.

Geht es darum eine Kieferfehlstellung zu beheben, kommt oftmals eine „Schienentherapie“ in Frage. Mit Hilfe einer transparenten Schiene, die im Regelfall nachts getragen wird, wird die optimale Stellung des Kiefergelenks unterstützt und das Kauorgan entlastet. Eine Besserung der Beschwerden stellt sich oftmals relativ schnell ein, wobei dies natürlich durch den Schweregrad der Erkrankung beeinflusst wird. Je nach Umfang der betroffenen Strukturen kann die Schienentherapie auch von weiteren therapeutischen Maßnahmen begleitet werden. Dazu zählen physiotherapeutische Maßnahmen ebenso wie Entspannungsverfahren aus dem Bereich der Schmerztherapie.

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